Studien zur Ganzkörper-Kältetherapie
Studien zur Ganzkörper-Kältetherapie
Wir führen hier wissenschaftliche Studien und Untersuchungen zum Thema Ganzkörperkältetherapie im Criostream (Kryosauna) auf, sobald sie uns bekannt werden.
vorgelegt von Bahar Hollensteiner (geb. Fakhari) aus Shiraz / Iran 2003
Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. med. R. Fricke
Aus der Weserlandklinik Bad Seebruch, Vlotho Wissenschaftlicher Leiter: Prof. Dr. med. R. Fricke Referent: Priv.-Doz. Dr. med. M. Gaubitz Koreferent: Prof. Dr. med. R. Fricke Zusammenfassung Analgetische Wirkung einer Ganzkörperkältetherapie -110°C,3 min. Bahar Hollensteiner (geb. Fakhari)
Die analgetische Wirkung von Kälte ist seit langem bekannt. Sie ist bei lokaler therapeutischer Anwendung in Form von Eis, Stickstoffgas und Kaltluft wissenschaftlich nachgewiesen. Bei einer Ganzkörperkälteexposition von –60°C wurde ebenfalls eine analgetische Wirkung beobachtet. Die zur Behandlung von rheumatischen Erkrankungen angewandte Ganzkörperkältekammertherapie bei einer Temperatur von –110°C übt eine starke analgetische Wirkung bei entzündlichen rheumatischen Gelenkerkrankungen, bei der ankylosierenden Spondylitis und bei weichteilrheumatischen Erkrankungen, wie zum Beispiel dem Fibromyalgie Syndrom aus. Patienten mit Wirbelsäulensyndromen und nach Gelenkoperationen verspüren ebenfalls eine deutliche Schmerzminderung.
UmeindeutigeNachweiseüberdieunmittelbareanalgetischeW irkungeiner Ganzkörperkältekammertherapie bei einer Temperatur von –110°C und einer Dauer von 3 Minuten führten wir druckalgometrische Messungen vor, unmittelbar nach der Ganzkörperkältekammertherapie sowie 10 und 20 Minuten später durch.
Nach einer Ganzkörperkältekammertherapie bei einer Temperatur von –110°C und einer Dauer von 3 Minuten konnten wir eine signifikante Anhebung der Druckschmerzschwellebei41willkürlichausgewähltenProbandenmit unterschiedlichen Gelenkerkrankungen und nach Gelenkoperationen feststellen. Dabei wurde jedoch beobachtet, daß der Anstieg des Mittelwertes der Druckschmerzschwelle um ca. 22,1% bei den Frauen größer ausfällt als bei den Männer um ca. 13,1%. 10 bzw. 20 Minuten nach der Therapie fallen die Werte der Messungen bei beiden Geschlechtern dann wieder leicht ab (bei den Frauen auf ca. 13,2% und bei den Männern auf ca. 7,1%), sinken jedoch auch 20 Minuten nach Ende der Therapie nicht unter den Ausgangswert zurück (Frauen 12,3%, Männer 5,1%). Es läßt sich somit auch nach 20 Minuten noch eine gegenüber dem Ausgangswert erhöhte Druckschmerzschwelle verzeichnen. Die Chi-Quadrat – Methodezeigt,daßderDruckschmerzschwellenanstiegwährendder Untersuchungen insgesamt signifikant gewesen ist, da in der Gruppe der Männer p = 0,031 und in der Gruppe der Frauen p = 0,023 gelten. Bei der asymptotischen Signifikanz muß p < 0,05 sein, damit eine Signifikanzaussage getroffen werden kann.
DieausgeprägteAnhebungderDruckschmerzschwellenacheiner Ganzkörperkältekammertherapie bei einer Temperatur von –110°C und einer Dauer von 3 Minuten erklärt damit eindeutig die von Patienten berichtete analgetische Wirkung. In Kombination mit einer weiterführenden physikalischen Therapie vermag die Ganzkörperkältetherapie, den Einsatz analgetisch wirkender Medikamente einzuschränken.
Die vollständige Studie ist unter diesem Link erhältlich
Zusammenfassung
Hintergrund und Ziel:
Der lokalen Kryotherapie wie auch der Ganzkörperkälteapplikation kommt eine zentrale Rolle bei der physikalischen Therapie entzündlich-rheumatischer Erkrankungen zu. Im Vergleich zur Kältekammertherapie bietet der Criostream (Ein-Personen-Kältekammer, die mit Stickstoff gekühlt wird) als neues technisches Verfahren mit deutlicher therapeutischer Kostensenkung eine innovative Alternative. Ziel der vorliegenden prospektiven Studie war die Untersuchung folgender Parameter: Schmerzlinderung unter serieller Ganzkörperkälteapplikation (neun Anwendungen an 5 aufeinanderfolgenden Tagen), Einfluss der Therapie auf funktionelle Parameter, proinflammatorische Zytokine (Tumor-Nekrose-Faktor-[TNF-]α, Interleukin-[IL-]1) und Aktivitätsscores, Kriterien der Praktikabilität und Akzeptanz der neuen Therapieform sowie zu beobachtende Nebenwirkungen.
Patienten und Methodik:
Die Analysestichprobe umfasste zehn Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen (vier Patienten mit rheumatoider Arthritis, drei Patienten mit Arthritis/Spondylitis psoriatica und drei Patienten mit ankylosierender Spondylitis; Durchschnittsalter 48 Jahre, durchschnittliche Krankheitsdauer 5,2 Jahre), die im Anschluss an eine Erstapplikation zweimal täglich im Criostream bei –145 °C behandelt wurden (initial 90 s mit Steigerung unter serieller Therapie auf zuletzt 2,5 min). Die statistische Analyse erfolgte anhand des Wilcoxon-Tests auf Gleichheit der Werte vor und nach Therapie.
Ergebnisse:
Es fanden sich eine signifikante Schmerzlinderung (zwischen Schmerzausgangs- und -endwert) bereits nach den Einzelanwendungen sowie eine im zeitlichen Verlauf zunehmende Schmerzverminderung. Die funktionellen Parameter wie auch die Aktivitätsscores zeigten ebenfalls signifikante Verbesserung, zudem war ein signifikanter Abfall von TNF-α (p < 0,01) und IL-1 (p < 0,05) zu objektivieren. Das angewandte Verfahren erwies sich als gut praktikabel und wurde durchgehend mit positiver Akzeptanz von Patientenseite beurteilt. Nebenwirkungen wurden lediglich nach der ersten Anwendung von zwei Patienten angegeben (einmal Kopfschmerzen, einmal unangenehmes Kältegefühl).
Schlussfolgerung:
Neben einer signifikanten Reduktion der Schmerzen und der proinflammatorischen Zytokine (TNF-α und IL-1) schafft eine serielle Kältetherapie im Criostream eine sehr gute Voraussetzung für eine anschließende spezifische und intensive krankengymnastische Beübung, die sich in verbesserten Funktionsscores widerspiegelt. Das neue Criostream-Verfahren stellt für den akut-rheumatologischen Alltag ein praktikables und vom Patienten gut toleriertes Physikotherapeutikum dar und bietet somit eine sinnvolle Ergänzung im multimodalen Therapiekonzept entzündlich-rheumatischer Erkrankungen.
U. Lange Kerckhoff-Klinik, Abteilung Rheumatologie, Klinische Immunologie, Physikalische Medizin, Osteologie (Universität Gießen), Bad Nauheim
Die vollständige Untersuchung kann hier heruntergeladen werden
Zusammenfassung
Die ankylosierende Spondylitis (AS) kann auf- grund ihrer Neigung zur Progredienz mit mor- phologischen und funktionellen Defekt- zuständen einhergehen und somit einer Be- einträchtigung der funktionellen und funktio- nalen Gesundheit. Physikalisch-medizinische Maßnahmen sind hierbei oft notwendig und in Ausnahmefällen sogar lebenslang. Wenn- gleich neue medikamentöse Entwicklungen der vergangenen Jahre zu einem deutlichen Fortschritt in der Behandlung geführt haben, so ist eine Beeinflussung der Wirbelsäulen- und Gelenkfunktionalität jedoch an differen- zialindikative physikalisch-therapeutische Maßnahmen – meist in Kombination mit einer effektiven analgetischen und antiinflamma- torischen Therapie – gekoppelt. Ziel des Bei- trags ist eine Darstellung der physikalisch-
therapeutischen Behandlungsoptionen bei AS und der vorhandenen Evidenz.